Das Gründerjahr - 1961
Ende der fünfziger Jahre hatte eine Gruppe Fußballbegeisterter Tolker die
Idee, in dieser Gemeinde ein Sportverein zu gründen. Lange genug hatte man mit
ansehen müssen, wie in den Nachbargemeinden Fußball gespielt wurde.
Also traf man sich am 29.6.1961 im "Kirchkrug Tolk" beim damaligen Kröger
August Kohrt in der Gaststube.
Einige der noch sehr jungen Leute waren - wie viele Spieler nach ihnen - aus der
A-Jugend des TSV Böklund hervorgegangen oder hatte teilweise schon Spielpraxis
in den Nachbargemeinden gesammelt. Eine ganze Reihe der Anwesenden hatte jedoch
noch nie in einer Mannschaft Fußball gespielt.
Alle Teilnehmer dieser Gründungsversammlung hatten jedoch den gleichen Wunsch:
Sie wollten künftig unter den Namen ihres Heimatdorfes dem runden Leder
nachjagen und gleichzeitig in Tolk einen Mittelpunkt für ihr Freizeitinteresse
schaffen.
Unter dem Vorsitz von Wolfgang Klinker wurde die erste Satzung des Sportvereins
Grün-Weiss Tolk von 1961 konzipiert. Sie bestand aus 16 Paragraphen, wobei die
§§ 1, 2 und 16 wie folgt lauteten:
§1
Der Sportverein Grün-Weiss Tolk von 1961 ist eine Gemeinschaft der Sportler
Tolks und Umgebung. Er hat seinen Sitz in Tolk.
§2
Zweck des Vereins ist die Förderung der körperlichen Ertüchtigung durch
Leibesübungen, Sport und Spiel, um die Lebenskraft und Lebensfreude seiner
Mitglieder und vor allem seiner Jugend zu heben. Der Verein lehnt alle
Bestrebungen und Bindungen parteipolitischer, als konfessioneller und
wirtschaftlicher Art in seinen Reihen ab...
§16
Diese Satzung tritt mit dem 29. Juni 1961 in Kraft.
Am 2 . September 1961 erhielt der SV Grün-Weiß Tolk vom
Schleswig-Holsteinischen Fußballverband seine satzungsmäßigen Rechte. In der
Aufnahmebestätigung hieß es weiter:
"Wir freuen uns, ihren Verein als neues Mitglied begrüßen zu können, und
wünschen ihnen alles Gute, viel Freude an dem schönen Fußballsport und recht
viel Erfolg mit allen Mannschaften auch zum Wohle unseres Verbandes".
Von "Erfolg mit allen Mannschaften" konnte man zu diesem Zeitpunkt
beim SV Grün-Weiss Tolk nicht sprechen, hatte man bei der Gründungsversammlung
doch Schwierigkeiten, überhaupt eine vollzählige Mannschaft aufzustellen.
Schließlich fand man den erforderlichen 11. Spieler. Es war der damals im Dorf
noch unbekannte Hannes Petersen, der beim Landwirt Jung in Tolkschuby arbeitete.
Er hatte zufällig von der Vereinsgründung gehört und sich spontan der
Mannschaft angeschlossen. Aber auch bei manchen anderen Spieler musste die Zugehörigkeit
zur Mannschaft erst geregelt werden. So galten Willi Brix und Hans - Heinrich
Thomsen noch als Jugendliche und konnten erst nach Freigabe durch den Verband
als "Herren" Fußball spielen. Jürgen Schobries als Jüngster erhielt
diese Freigabe leider nicht, und dabei hätte man so dringend einen Torwart benötigt.
Diese dünne Spielerdecke und die damit verbundenen Probleme führen dazu, dass
man in der Öffentlichkeit dem Verein keine großen Überlebenschancen einräumte.
Die Spieler ließen sich jedoch von dieser Meinung nicht beirren, sondern setzen
ihr Bekenntnis während der Gründungsversammlung in die Tat um.
Nachdem Uwe Werner persönlich beim Verband in Kiel die erforderlichen Formalitäten
eingeleitet hatte, durfte die Mannschaft in der Saison 61/62 an den Punktspielen
der damaligen Kreisklasse B (von der Spielklasse vergleichbar mit der
Kreisklasse A 1986) teilnehmen.
Die erste Heimat des Vereins war die Koppel hinter der Schmiede Petersen, in
Richtung Kirchmoor, auf der später u.a. die Raiffeisenbank gebaut wurde. Auf
dem ursprünglichen kleineren Bolzplatz traf sich bereits seit 2 Jahren die ältere
Dorfjugend abends zum Fußballspielen, die Jüngeren trugen nachmittags die heißumkämpften
Ortsderbys "Untertolk gegen Obertolk" aus.
Die Pfosten der Tore bestanden aus runden ungeschälten Tannenstämmen, als
Latte musste ein stabiles Sackband herhalten, dass bei jung und alt ständig für
heiße Diskussionen sorgte, ob der Ball nun "drin" war oder nicht.
Außerdem wurde auf dem Platz der Sportunterricht der alten Tolker Schule
durchgeführt.
Mit der Gründung des Sportvereins wurde mit einfachen Mitteln aus dem Bolzplatz
ein richtiger Sportplatz gemacht.
Der Stacheldrahtzaun hinter dem unteren Tor wurde kurzerhand um 40 m weiter nach
Nordacker verlegt, richtige Holztore mit Netzen angeschafft und das Ganze mit
einem Maschendrahtzaun umgeben.
Trotz allem war dieser Platz wegen seiner recht eigenwilligen Spielfläche im
Kreisgebiet berühmt. Die vielen Bodenwellen, die recht unterschiedlichen Höhenlagen
der vier Ecken (der Höhenunterschied der beiden Seitenlinien dürfte bis zu 2
Meter betragen haben), die angrenzende Tolker "Schietkuhle", in der
dauernd der Ball im Müll gesucht werden musste und schließlich die genau in
der Platzmitte tief herunterhängende Starkstromleitung. verhalfen dem Tolker
Sportplatz zu seiner eigenen Note.
Während die Tolker nichts auf ihrem Platz kommen ließen, haben die
Gastmannschaften ihn mit ungläubigen Staunen und Kopfschütteln betreten.
Umgezogen wurde sich übrigens im Vorsaal des Kirchkruges.
In den ersten Jahren fand dort im Winter das Training statt.
Der erste Sieg gab der Mannschaft viel Selbstvertrauen und mannschaftliche
Geschlossenheit; dieses zahlte sich in weiteren Punktgewinnen aus.
Die Zeit des Kanonenfutters für andere Mannschaften war vorbei! Mit immerhin
14:38 Punkten und 54:120 Toren beendete man die erste Saison mit dem
drittletzten Platz.
Da man während der Punktspielrunde 61/62 einmal vergessen hatte, einen
Spielerpass vorzulegen, wurde der Verein durch den Kreisspielausschuss mit einer
Ordnungsstrafe von 0,50 DM belegt.
Trainer im ersten Jahr war Nikolaus Rothberg.
Der Start in die erste Saison begann mit einer deftigen 17:0 Niederlage beim TSV
Kropp II.
Auch die nächsten Spiele endeten mit zweistelligen Niederlagen. Allerdings
fielen auch schon mal einmal Tore für die Tolker.
Der erste Sieg gelang, nachdem man schon einige Male nur knapp verloren hatte,
im 10. Spiel ausgerechnet gegen den derzeitigen Spitzenreiter Schleswig 06 IV
mit 4:3, nach einem 0:3 Halbzeitrückstand, als die Mannschaft im 2. Durchgang
"bergrunter" spielend nicht mehr zu bremsen war.
Dieser 1. Sieg ist allen Tolkern aus der Gründerzeit unvergessen. Diese gilt
insbesondere auch für das Tor von Verteidiger Hannes Petersen, der, hinter der
Mittellinie stehend, einen weiten Abschlag-Volley aufnahm und über den Torwart
im gegnerischen Kasten versenkte. Ansonsten bereitete Hannes, der leider viel zu
früh verstarb, mehr dem eigenen Torwart Kopfzerbrechen.
Nicht weniger als 18 Eigentore in der ersten Saison, eins schöner als das
andere, unterliefen dem bei allen überaus beliebten Spieler, der sehr bald zu
den Stützen der Mannschaft zählte.